Die Notwendigkeit, mehr und mehr auf natürliche und ökologische Textilien umzusteigen, hat in den letzten Jahren das Hanfgewebe, ein altes Gewebe mit geringer Umweltbelastung, aber hervorragender Atmungsaktivität und hoher Qualität, wieder ins Rampenlicht gerückt. Da die Hanfproduktion jedoch mehrere Jahrzehnte lang zum Erliegen kam und dadurch auch viel Wissen über Aussaat, Ernte und Verarbeitung verloren ging, ist die Hanfaussaat im Vergleich zu ihrem Potenzial heute noch sehr gering. Dies hängt vor allem mit der mangelnden Entwicklung spezifischer Maschinen für die Ernte und Verarbeitung zusammen, und vor allem in Europa erfordert die Produktion immer noch einen hohen Anteil an manuellen Arbeitsschritten.

Hanfgewebe wird aus den langen Fasersträngen hergestellt, die den Stamm der Cannabis Sativa-Pflanze bilden. Nach der Ernte werden die Fasernin einem Rotteverfahrenvon der Rinde getrennt und dann zu einem Endlosfaden versponnen, der zu Kleidungsstücken verwebt werden kann. Dies ist ein sehr langwieriger und komplexer Prozess, der über Jahrtausende hinweg perfektioniert wurde, um die besten Ergebnisse zu erzielen und immer feinere Stoffe zu erzeugen. Lassen Sie uns einen detaillierten Blick auf die Schritte der Hanfverarbeitung werfen, die uns vom Feld bis zum fertigen Stoff führen. 

AUSSAAT VON HANF

Für den Anbau von Hanf ist ein gemäßigtes Klima erforderlich und sein Lebenszyklus ist sehr schnell. In Europa wird sie in der Regel zwischen März und April ausgesät und zwischen Ende Juli und August geerntet, da es von der Aussaat bis zur Ernte etwa 120 Tage dauert (weitere Informationen über die Botanik der Pflanze finden Sie unter hier). 

Bei der Verwendung für Textilien wird sie sehr dicht gesät, eine Aussaat, die auch als "Kalk"-Saat bekannt ist. Es handelt sich um eine von Pestiziden, Düngemitteln und Herbiziden "saubere" Pflanze, die den Boden nicht verarmen lässt, sondern ihn vielmehr für nachfolgende Kulturen vorbereitet. Dieser Aspekt ermöglicht es, Hanf über mehrere Jahre hinweg auf derselben Fläche anzubauen, so dass das bei anderen Textilfasern übliche Rotationsprinzip nicht zum Tragen kommt.

ERNTE VON HANF FÜR TEXTILIEN

Die Ernte ist sehr heikel, da der Hanf nach der Blüte, aber vor der Samenbildung geerntet werden muss, da die Samenbildung die Fasern aufraut, was die Verarbeitung der Hanffaser erheblich erschwert. Die Ernte erfolgt manuell durch Abschneiden der Pflanze an der Wurzel oder maschinell mit einem Mähdrescher. Nach der Ernte wird der Hanf auf dem Feld getrocknet und wartet auf einen ersten Trocknungsprozess, bei dem die Blätter und Blütenstände verloren gehen[1].

Für den Teil des Hanfs, der gewebt werden kann, wird der Schenkel der Pflanze verwendet (und damit nicht die Blüten, Samen und Wurzeln). Bei der Ernte ergeben sich zwei Arten von Stammlängen, nämlich[1,1]: 

  • • Die lange Faser, die im Allgemeinen zwischen 1,50 m und 3,00 m lang ist, wird in Stücke von etwa 70 cm Länge geschnitten und zum Weben verwendet;
  • • Kurzfasern, d. h. aus den Enden hergestellte Fasern, werden stattdessen für die Papierherstellung und andere Anwendungen verwendet.
Unser Hanffeld

Stängelmazeration

Nach dem Trocknen in der Sonne und der Teilung nach Größe werden die Stängel mazeriert. Die Mazeration kann mit den folgenden Haupttechniken durchgeführt werden:

    • Tauverfahren: Dies ist definitiv das älteste Verfahren, bei dem die Pflanzen durchschnittlich 3 bis 6 Wochen lang auf dem Boden liegen, wobei darauf zu achten ist, dass die Pflanzen gedreht werden, um eine gleichmäßige Mazeration zu erreichen. Durch die Einwirkung von Witterungseinflüssen wie z. B. Pektin, das die äußeren Fasern mit den inneren Fasern verbindet, beginnt sich das Pektin zu zersetzen, so dass sich die äußeren Fasern in Einzelfasern trennen[2] oder
    • Einweichtechnik: Die Stängel werden in Wasser eingeweicht. Früher ließ man sie hauptsächlich in Bächen oder Teichen mazerieren, die eigens zum Auffangen von Regenwasser angelegt wurden, während in den letzten Jahrzehnten die effizienteste Mazeration mit der Verwendung von Heißwasserbehältern verbunden ist, denen bakterielle und chemische Mittel zugesetzt werden, die den Mazerationsprozess erheblich beschleunigen[3]. Mit der Technik des Einweichens in Wasser wird die Wartezeit sogar halbiert.
  • • künstliche Technik: Einsatz von Chemikalien, deren Hauptzweck darin besteht, die Einweichzeit zu verkürzen und damit den Abbau des Pektins zu beschleunigen. Allerdings können die Chemikalien auch die Fasern angreifen und die Endqualität des Gewebes beeinträchtigen.

DEHNUNG UND ERWEICHUNG DER STÄNGEL

Sobald der Stängel und die Fasern den Mazerationszyklus abgeschlossen haben, d. h. sich zu trennen beginnen, werden die Stängel ausgekämmt, wodurch der Stängel weiter aufgebrochen und die Textilfasern vom Stängel getrennt werden können. Dieser Vorgang kann entweder mit einer manuellen und natürlich mühsameren Maschine oder mit einer industriellen Entrindungsmaschine durchgeführt werden. Der bei diesem Verfahren anfallende Abfall, also der Hanf, kann auch für weitere Anwendungen in der Bau- oder Papierindustrie genutzt werden. Das so gewonnene Garn ist jedoch immer noch sehr stark, um gekämmt und gesponnen zu werden. Daher werden die Fasern durch spezielle Walzen, die das Garn weiter aufweichen, weicher gemacht[4].

KÄMMEN DER FASERN

Die langen Fasern werden in gleichmäßige Stücke von in der Regel 70 cm Länge geschnitten und in automatische Maschinen, so genannte Kämmmaschinen, geleitet, die ein kontinuierliches Band aus Flocken bilden. In der industriellen Produktion werden die verschiedenen Bänder durch das Kopplungsverfahren zu einem einzigen Band verwoben, wodurch auch die Dicke des Entwurfs definiert werden kann[5].

Industrielles Kämmen von Geweben

Spinnen von Hanf

Der nächste Schritt ist das Schleudern, das je nach der gewünschten Dicke unterschiedlich abläuft, d. h:

  • • Nassspinnen, für dünnere Garne, mit anschließendem Verstrecken und Durchlaufen des Bandes in heißem Wasser,
    • Trockenspinnen, d. h. ohne Verwendung von Wasser, für etwas gröbere Garne[6].
Spinnen von Hanf

‍Das mechanische Weben von Hanf

Wie alle Arten von Webfäden kann auch Hanfgarn maschinell verarbeitet werden. Trotz der Mechanisierung ist der mechanische Spinnprozess jedoch recht langwierig. Für ein feines Garn müssen die Fasern nämlich mehrere Stufen der Verdoppelung und Verstreckung durchlaufen. Als Nächstes folgt das "Verstrecken", bei dem die Fasern durch eine Reihe von Walzen geführt werden, um das Garn zu glätten. Nach mehreren Umläufen des Doublierens und Verstreckens werden die Fasern zum Spinnen und Nasstrocknen an der Vorspinnmaschine befestigt.

Es ist üblich, die Fasern in Natronlauge zu kochen und mit Wasserstoffperoxid zu bleichen, um feinere Garne zu erhalten (ein Prozess, der als Entschleimen und Bleichen bekannt ist). Die letzte Phase ist das Wickeln, also das Umhüllen. Dies ist der Vorgang, bei dem die ordnungsgemäß aufgewickelten oder aufgespulten Garnlängen von den Spinnrollen auf eine geeignete Spule übertragen werden. Die natürlichen Eigenschaften von Hanffasern können für feinere Garne verändert werden, indem eine effiziente Flüssigkeitsdiffusion ermöglicht wird. Deshalb ist der Entschleimungs- und Bleichprozess besonders kritisch.

Schiffchenweben

Ein Schiffchen ist ein Werkzeug, das dazu dient, einen Träger, der den Schussfaden trägt, beim Weben mit einem Webstuhl sauber und kompakt zu verstauen. Die Schiffchen werden zwischen den Kettfäden hin- und hergeschoben, um den Schussfaden zu weben.

Die einfachsten Schiffchen, die so genannten Stockschiffchen, bestehen aus einem flachen, schmalen Holzstück mit Einkerbungen an den Enden, die den Schussfaden aufnehmen. Schiffchengewebe aus Hanf werden mit Hilfe eines Webstuhls hergestellt, auf dem die Kettfäden befestigt sind, durch die der Schussfaden läuft. Der Vorgang scheint kompliziert zu sein, aber der Schussfaden kommt und geht durch die Kettfäden, die über oder unter ihnen verlaufen.

Das Schiffchenweben erkennt man an der Reihe von Kurven (den sogenannten Webkanten), mit denen der Schuss aus der Kette austritt und wieder in sie eintritt. Das Schiffchengewebe besteht - kurz gesagt - aus zwei oder mehr senkrecht gekreuzten Fadensystemen: den Kettfäden (vertikal angeordnet) und den Schussfäden (horizontal angeordnet).

Weben von Jersey

Wenn wir von Trikotweberei sprechen, meinen wir einen elastischen Stoff, der sich für die Herstellung eng anliegender und bequemer Kleidungsstücke eignet. Jersey wird auf Rundstrickmaschinen mit einer einzigen Nadelreihe hergestellt, d. h. es werden nur die vertikalen Nadeln des Zylinders bearbeitet. Jersey wird hauptsächlich für die Herstellung von Bekleidung verwendet.

In diesem Fall wird in jeder Masche ein Stückchen gestrickt. Um seine Struktur zu verstehen, kann man sich Jersey als eine Art Spiralmuster vorstellen; der daraus resultierende Stoff ist kompakt und auf der Außenseite glatt, während die Rückseite eher "rau" erscheint.

Zum Nähen von Jersey muss eine spezielle Nadel verwendet werden, deren stumpfe, abgerundete Spitze, ähnlich wie bei einer Stricknadel, die Maschenstruktur des Stoffes nicht beschädigt. Um zu verhindern, dass die Nähte beim Dehnen des Stoffes reißen, wird ein Stich mit größerer Fadenbreite gewählt, z. B. ein Zickzack- oder Dreifachstich.

Man nimmt an, dass der Name dieser unglaublichen Technik von Jersey stammt, der größten und bekanntesten der Kanalinseln, die seit dem Mittelalter ein wichtiger Exporteur von Textilien ist.

Einblicke und Referenzen:

https://allfiberarts.com/2021/weaving-with-hemp.htm

https://patents.google.com/patent/CN1130694A/en

https://recreator.org/blogs/hemp-101/hemp-101-a-traditional-method-of-hemp-textile-production

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